Erfahrungsbericht: Anja
„Ich habe während meiner Zeit hier so viele wertvolle Erfahrungen gemacht und viele tolle Menschen kennengelernt.“
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University of British Columbia - Vancouver
Universität
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Kanada
Land
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Auslandssemester im Bachelor
Programm
Vorbereitung & Organisation
Hallo zusammen, da ein Auslandssemester natürlich erstmal einiges an organisatorischem Aufwand mit sich bringt, will ich euch hier mal eine kleine Übersicht geben, was ich wann geregelt habe.
Bewerbung an der Universität
Wenn man sich für ein Land und im besten Fall eine Uni entschieden hat, ist es wichtig sich direkt damit auseinanderzusetzen, welche Bewerbungsunterlagen benötigt werden. Ich habe für die Bewerbung zum Beispiel einen TOEFL Test mit festgelegten Mindestergebnissen gebraucht. Außerdem werden in der Regel einige Dokumente benötigt, die bei der Heimatuniversität anzufordern sind, wie zum Beispiel einen englischsprachigen Notennachweis oder einen sogenannten Letter of Permission in dem deine Uni dir erlaubt an der Gastuniversität zu studieren. Mit der Hilfe von IEC lief der tatsächliche Bewerbungsprozess dann allerdings sehr leicht ab und knapp 4 Wochen nach Einreichung der Bewerbungsunterlagen hatte ich meine Studienplatzzusage in der Hand.
ETA oder Study Permit
Die zweite Frage mit der man sich auseinandersetzen sollte, wenn man ein Auslandssemester in Kanada plant, ist, ob man sich für ein Study Permit bewerben möchte oder nicht. Für deutsche Staatsangehörige und diverse andere ist es möglich, bis zu 6 Monate, ohne ein Visum im Land zu bleiben und lediglich mit der elektronischen Einreisegenehmigung (ETA) im Land zu sein. Ich habe mich damals gegen das Study Permit entschieden, da die kanadischen Botschaften zu diesem Zeitpunkt eine sehr lange Bearbeitungsdauer (ca. drei Monate) hatten und ich unsicher war, ob ich dieses überhaupt vor Abflug noch bekommen würde.
Finanzierung
Ein Auslandssemester als Freemover bringt erstmal einiges an Kosten mit sich: Flüge, Unterkunft, evtl. Studiengebühren einer ausländischen Universität und weitere für zum Beispiel Aktivitäten oder kleinere Reisen. Deswegen ist es sinnvoll, sich frühzeitig Gedanken darum zu machen, wie ihr die Finanzierung angeht. Es gibt da zum Glück zahlreiche Möglichkeiten, über die IEC auch gut informiert. Dazu gehören zum Beispiel die Bewerbung für AuslandsBAföG und Stipendien sowie Kredite. Ich habe das Glück bei meinem Auslandssemester durch ein PROMOS Stipendium des Deutschen Auslandsdienstes gefördert zu werden. Die Bewerbung dafür lief sehr unkompliziert über meine Heimathochschule und ist sogar durch zwei Bewerbungsfristen pro Jahr sehr kurzfristig machbar.
Ankunft & Erste Tage
Vor meiner Ankunft in Vancouver wollte ich eine Woche in Toronto Urlaub machen und hatte mir zu diesem Zweck einen Gabelflug gebucht. Da angekommen habe ich mir ein bisschen die Stadt angeschaut, bin zu den Niagarafällen gefahren und war auf Toronto Island – ein sehr schöner Start in mein Auslandssemester!
Im Anschluss an diese Woche in Toronto bin ich dann aber auf direktem Wege nach Vancouver geflogen. Ich hatte meine Flüge so geplant, dass ich in Vancouver mit zwei Wochen Vorlauf zum Semesterstart ankomme, um genügend Zeit zu haben, mir die Gegend anzuschauen und mich etwas einzuleben. Gesagt, getan. Zum Glück habe ich durch die Facebook Gruppen der University of British Columbia und des Go Global Office schnell andere Austauschstudierende kennengelernt. Vor Ort habe ich dann erstmal meine Nachbarschaft und natürlich Downtown Vancouver erkundet und einige Ausflüge gemacht. Zu den Ausflügen, die ich vor dem Vorlesungsstart gemacht habe, gehören eine Wanderung am Garibaldi Lake, eine Kayaktour, eine Wanderung zum Grouse Mountain und ein Besuch des Cypress Nationalpark.
Universität & Kurswahl
Die UBC als Uni
Die UBC ist meiner Meinung nach eine ausgezeichnete Uni, die ihren Ruf als Elite Universität wirklich verdient hat. Der Campus ist wunderschön. Riesig, mit eigenem Strand und abwechselnd sehr alten und auch neuen Gebäuden und vielen Grünflächen, habe ich es jedes Mal genossen dort Zeit zu verbringen. Auch die vielen Bibliotheken laden einen geradezu dazu ein, Lerntage dort zu verbringen. Die Lehre ist qualitativ gut und es gibt viele außeruniversitäre Clubs und Angebote die man als Studierende*r wahrnehmen kann. Auf dem Campus ist auch wirklich immer etwas losgewesen: Manchmal hatten Second Hand Shops ihre Stände aufgebaut und man konnte zwischen den Vorlesungen Thrift shoppen, an anderen Tagen haben sich Clubs vorgestellt, es gab einen Markt mit Waren von indigenen Verkäufer*innen und traditionellem indigenen Essen und an wiederum anderen Tagen war die ganze Studierendenschaft in Aufruhr wegen anstehender Football- oder Ice Hockey Spiele. Dazu waren die Vorlesungen, die ich mit kleineren Studienkohorten hatte, sehr viel interaktiver als ich das aus Deutschland kenne. Die Professoren brennen wirklich für ihre Fächer und waren jederzeit erreichbar – dafür war ich sehr dankbar während meiner Zeit hier.
Kurswahl
Die erste Auswahl eurer Kurse trefft ihr bereits bei der Bewerbung an der Uni, wobei ihr zum ersten Mal mit dem umfassenden Kursangebot der UBC in Kontakt kommt. Für mich persönlich war die Kurswahl eines der schwierigsten Themen im Bewerbungsprozess. Ich habe den Kursplan etliche Male durchgegangen und überlegt, was mich interessiert, was mit meinem Curriculum funktioniert und wie ich meinen Stundenplan gestalte.
Keine Sorge: Die Kurswünsche, die ihr bei der Bewerbung angebt, sind nicht automatisch die Kurse, die ihr letztendlich belegen werdet. Vor Semesterbeginn und auch danach gibt es noch Möglichkeiten, Kurse zu wechseln, dazuzuwählen oder abzuwählen.
Für Visiting Students übernimmt das GoGlobal Office der UBC die Kurseinschreibung (Stand heute). Ihr teilt dem Office eure Änderungswünsche mit, und sie kümmern sich um den Rest. Bis zum Semesterstart und auch während der ersten zwei Wochen der Vorlesungszeit könnt ihr Kurse umwählen. Besonders nach der ersten Woche werden oft Plätze frei, daher empfiehlt es sich, zu Beginn der Frist das GoGlobal-Formular auszufüllen und später noch einmal aktiv auf Professor*innen zuzugehen.
Workload Kurse
Mein Eindruck ist, dass der Workload pro Kurs an kanadischen Unis höher ist als in Deutschland. Ich habe zum Beispiel einen Kurs, Business Communications, für den ich wöchentlich ein Reflexionstagebuch zu bestimmten Themen und Fragestellungen schreiben muss. Ein anderer Kurs von mir hat insgesamt drei schriftliche Prüfungen, jeweils nach Beendigung eines Kursabschnittes, und die Option freiwillig eine schriftliche Ausarbeitung zu einem Thema meiner Wahl abzugeben. Diese Herangehensweise beim Kursaufbau sorgt meiner Meinung nach dafür, dass man sich viel regelmäßiger und tiefer mit dem Kursinhalt beschäftigt und nicht während des Semesters die Kurse schleifen lässt, um am Ende alles vor der Prüfung zu lernen. Gleichzeitig ist das natürlich für Auslandssemesterstudierende wichtig zu wissen, damit man seine Zeit gut einplanen kann und sich nicht übernimmt mit Kursen.
Wohnen in Vancouver
Es gibt zahlreiche Aktivitäten, denen man innerhalb des Semesters gut nachgehen kann – hier mein Überblick:
Outdoor Aktivitäten
Vancouver hat mit seiner einzigartigen Lage an der Westküste am Pazifik zwischen zahlreichen Nationalparks die besten Voraussetzungen für verschiedenste Outdoor Aktivitäten. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen hier sind Wanderungen. Es gibt so viele schöne Wanderrouten, die entspannt an einem Tag oder auch ein einem Wochenende bewältigt werden können – ganz große Empfehlung. Genauso gut kann man aber in British Columbia Mountainbike fahren oder natürlich im Winter: Ski fahren! Dafür fahren viele Studierende gegen Ende des Semesters nach Whistler oder zum Grouse Mountain. Und wer bisher noch nicht so viel Erfahrung mit dieser Art von Freizeitaktivitäten gemacht hat, findet eigentlich für alles hier einen studentischen Club. Da werden dann oft gemeinsame Ausflüge organisiert, wo ihr mit anderen zusammen die ersten Schritte bei einem neuen Sport machen könnt. Die Lage an der Küste bietet außerdem, gerade im Sommer und Herbst, viele Möglichkeiten für Stand-Up-Paddeln, Kajak fahren oder Segeln.
Clubs und Sportmöglichkeiten an der UBC
Eine tolle Option neue Leute kennenzulernen und gleichzeitig das Campus-Leben zu genießen sind studentische Clubs. Es gibt zum Beispiel den Exchange Club, dem viele Auslandssemesterstudierende beitreten oder auch viele Sportclubs, wie lateinamerikanische Tanzclubs, den Skiclub, den Surfclub und weitere. Dann gibt es noch ein großes Schwimmbad auf dem Campus, dessen Nutzung für UBC Studierende kostenlos ist und wo man gut vor oder nach Vorlesungen mal ein paar Bahnen ziehen kann. Außerdem gibt es für alle möglichen Hobbys Clubs sowie viele ehrenamtliche Clubs in denen ihr euch engagieren könnt.
Nachtleben
Es gibt viele Möglichkeiten am Wochenende oder unter der Woche wegzugehen in Vancouver. Ein Club, der bei Studierenden sehr beliebt ist, ist direkt auf dem Campus! Außerdem gibt es in Downtown Vancouver und Kitsilano einige Bars und Clubs, wo man gut hingehen kann.
Andere Freizeitmöglichkeiten
Was ich auch sehr empfehlen kann, ist zu Ice Hockey und Footballspielen zu gehen und euch diese anzuschauen. Die Spiele der Uni Mannschaften sind häufig für Studierende kostenlos und es macht einfach immer Spaß die Atmosphäre bei diesen Spielen aufzunehmen und einfach zuzuschauen. Es macht auch immer Spaß einfach mit ein paar Freund*innen nach Downtown zu fahren und durch Second-Hand Läden zu bummeln, an der Waterfront und im Stanley Park spazieren zu gehen oder einen Kaffee in schönen Gastown trinken zu gehen. Bei schlechtem Wetter kann man sich durch Vancouvers Kunstausstellungen und Museen stöbern oder abends zu Konzerten oder ins Theater gehen. Mit der Fähre kann man ganz leicht die naheliegenden Inseln bei Vancouver erreichen, zum Beispiel Bowen Island und Gambier Island. Landschaftlich total schön und auf jeden Fall einen Besuch wert!
Freizeit & Ausflüge
Ausflug nach Vancouver Island
Angekommen auf der Insel haben wir einen Mietwagen abgeholt, den wir im Vorhinein reserviert haben. Unser Ziel auf der Insel war Tofino, ein kleiner Surf-Ort an der Westküste der ca. 3 Stunden Autofahrt von dem Fährterminal entfernt ist. Auf der Fahrt zum Hostel haben wir allerdings schon ein paar kleine Stopps gemacht, zum Beispiel am Kennedy River und Cathedral Grove.
Insgesamt ist Surfen hier wirklich angesagt – viele junge Leute jobben hier für ein paar Monate in der Saison und gehen einfach täglich surfen. Passend dazu sind wir nach dem Essen an den Long Beach gefahren, wo ein Surfturnier des UBC-Surfclubs stattfand und haben dort ein bisschen zugesehen. Danach sind wir mit einem Schnellboot in eine von uns gebuchte Bearwatching-Tour gestartet. Das war wirklich ein einzigartiges Erlebnis. Wir sind mit dem Boot die Küsten aus einiger Entfernung abgefahren und haben zwei Bären gesehen! Außerdem auch Tümmler und Seehunde – und auch die Fahrt an sich war einfach spektakulär. Zumal wir sogar den Sonnenuntergang auf dem Wasser miterlebt haben. Abends sind wir erst in eine kleine Bar im Ort gegangen und später noch an den Pier, wo wir ein paar andere UBC-Studierende getroffen haben.
Auf der Rückfahrt sind noch am „Wild Pacific Trail“ angehalten – ein kleiner Weg durch einen Regenwald mitten auf der Insel! Das war für mich das erste Mal, dass ich einen Regenwald gesehen habe und ich war wirklich beeindruckt. Angekommen in Nanaimo sind wir ein bisschen durch den Ort gebummelt, haben uns ein paar kleine Snacks für ein improvisiertes „Thanksgiving-Dinner“ auf der Fähre gekauft und anschließend das Auto zurückgebracht. Nach einer weiteren Fahrt mit der Fähre wieder am Festland angekommen war unser Trip dann auch schon vorbei. Insgesamt wirklich ein schönes Erlebnis uns eins meiner bisherigen Highlights meines Aufenthaltes hier!
Ausflug in den Banff Nationalpark
Viele Studierende insbesondere Auslandssemesterstudierende entscheiden sich dafür während des Midterm-Breaks einen etwas größeren Ausflug zu machen. Der Banff Nationalpark ist da in der Regel ein sehr beliebtes Ziel. Wir waren für unseren Ausflug insgesamt zu sechst und haben uns ca. einen Monat vorher ein AirBnb in Canmore gebucht.
Ganz wichtig: Wenn ihr durch kanadische Nationalparks reisen wollt, braucht ihr ein Auto! Es gibt auch geführte Touren – da kann ich wenig zu sagen – aber sobald ihr mit Freund*innen individuell unterwegs sein wollt, könnt ihr darauf kaum verzichten.
Am ersten Tag sind wir zu den Cascade Potts gefahren und haben da eine kurze Wanderung gemacht. Anschließend sind wir nochmal einkaufen gefahren für die nächsten Tage und in die Unterkunft. In den weiteren Tagen haben wir noch einige andere Orte gesehen und sind viele Kilometer im Auto gefahren. Die Ausflugsziele für uns waren: der Johnston Canyon, Lake Louise, der Emerald Lake, der Lake Minnewanka, der Icefield Parkway, der Bow Valley Parkway zum Wildlife-Watching und der Peyto Lake. Wir haben auch einen Ausflug in das Städchen Banff gemacht, was seinen eigenen Charme hatte! Besonders, da wir abends unterwegs waren und alles schon etwas weihnachtlich beleuchtet war.
Insgesamt hat der Ausflug sehr viel Spaß gemacht und wir hatten eine richtig schöne Zeit. Es ist nicht unüblich, dass man nach dem Midterm-Break noch Prüfungen hat – so war das bei einigen von uns auch. Wir haben aber tatsächlich auch Zeit gefunden mal in unsere Bücher zu schauen und sind dafür meist 1-2 Stunden früher aufgestanden. Ich kann es auf jeden Fall sehr empfehlen die Zeit für eine kleine Reise zu nutzen und auch einmal aus der Stadt rauszukommen.
Fazit
so schnell vergeht die Zeit… Jetzt bin ich nur noch eine Prüfung davon entfernt mein Auslandssemester an der University of British Columbia endgültig abzuschließen. Ein sehr komisches Gefühl muss ich sagen! Auch wenn meine Zeit im Ausland noch nicht ganz vorbei ist, weil ich im Januar noch ein bisschen durch die USA reisen werde, werde ich mich von euch verabschieden und möchte ein kleines Fazit zu meinem Auslandssemester ziehen.
Vancouver als Studienort
Ich habe mich wortwörtlich in die Stadt verliebt. Wir hatten einen wunderschönen warmen Sommer, einen farbenfrohen Herbst und jetzt überraschend viel Schnee im Winter. Dazu die unvergleichbare Lage direkt am Pazifik und gleichzeitig am Fuße so vieler schöner Berge. Jedes Wochenende konnte ich anders gestalten: Wandern gehen, Aufgaben für die Uni machen, mit Freund*innen ausgehen, Ausflüge in die Natur machen, im Sommer schwimmen gehen, bei Univeranstaltungen aushelfen, nach Downtown rein und in Museen gehen oder shoppen – und das ist längst nicht alles. Außerdem ist die Innenstadt einfach wunderschön und wird nicht umsonst auch „City of Glass“ genannt. Ich bin oft einfach nur zum bummeln nach Downtown reingefahren und einfach durch die Stadt gelaufen. Auch mit meiner Wahl mir eine Stadt in Nordamerika auszusuchen bin ich mehr als zufrieden! Ich habe im Semester so viele schöne kleine Ausflüge und Reisen machen können und war vor einer Woche sogar in Los Angeles für ein paar Tage! Ich freue mich sehr darauf im Januar im Rahmen meiner Reisen noch mehr von diesem atemberaubenden Kontinent zu
Würde ich ein Auslandssemester an der UBC weiterempfehlen?
Ganz klare Antwort: Ja! Ich habe während meiner Zeit hier so viele wertvolle Erfahrungen gemacht und viele tolle Menschen kennengelernt, dass ich wirklich jedem ans Herz legen kann, auch während des Studiums eine Zeit im Ausland zu verbringen. Die UBC und Vancouver waren für mich goldrichtig und alle Auslandssemesterstudierenden mit denen ich mich darüber unterhalten habe, haben mir in diesem Punkt zugestimmt. Wenn ihr Lust habt nach einer anstrengenden Uniwoche mal eben nach Whistler zum Skifahren zu fahren oder während des Reading Breaks den atemberaubenden Banff Nationalpark zu besuchen, macht ihr mit der UBC als Gastuniversität alles richtig. Auch gibt es gerade im Fachbereich Psychologie wirklich eine enorme Bandbreite an spannenden Kursen.