Erfahrungsbericht: Samantha
„Vor allem auch, wieder neue Freunde an einem anderen Ende der Welt kennengelernt zu haben :) Es ist wirklich eine Erfahrung, die ich jedem nur ans Herz legen kann.“
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Carleton University
Universität
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Kanada
Land
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Auslandssemester im Bachelor
Programm
Vorbereitung & Organisation
Die Bewerbung an sich erfolgt ja über IEC und ist recht easy. Ich habe auch schon ziemlich früh im Jahr meinen „Letter of acceptance“ erhalten. Ich war mega happy und dachte alles ist sicher eingetütet.
Kurze Checkliste für euch:
- Schaut, ob euer Personalausweis und - ganz wichtig - euer Reisepass noch lang genug gelten! Falls nicht, frühzeitig erneuern, das dauert immer seine Zeit.
- Flüge buchen natürlich :D Je früher desto besser!
- Mit viel Gepäck rechnen! In Ottawa wird es kalt im Winter :D
- Thema Auslandskrankenversicherung: Ihr seid automatisch bei der Uni versichert und müsst euch darum auch nicht mehr kümmern.
- Eine Kreditkarte ist euer neuer bester Freund! Auch wenn ihr in Deutschland vielleicht keine habt bzw. braucht, in Kanada geht’s nicht ohne.
- Visum. Genauer gesagt müsst ihr ein eTA (electronic travel authorization) beantragen. Das geht super online und kostet nur 7$. Am besten auf der Seite der kanadischen Regierung.
- Unterkunft finden :D Auf jeden Fall einfach mal beim Studentenwohnheim bewerben! Es werden aber auch Internetseiten geboten, wo Studenten privat nach WG-Mitbewohnern suchen. Es wird empfohlen mind. drei Wochen vor Semesterstart in Ottawa zu sein um ggf. das Wohnungsproblem noch lösen zu können.
- Adapter für eure (Ladekabel)-Stecker mitnehmen! Sind die Gleichen wie in Amerika - wenn ich mich recht entsinne ;)
- Internationalen Führerschein beantragen und mitnehmen. Ich habe ihn noch nie gebraucht, aber sicher ist sicher!
Erste Tage
Ottawa hat grob 1Mio. Einwohner und ist somit für mich Kleinstadtkind eine riesengroße Stadt. Ich bin in einem supersüßen kleinen Airbnb untergekommen - dem stand ich ja bis vor diesem Trip immer etwas skeptisch gegenüber - und das hat alles super geklappt.
Das besagte Airbnb war im Viertel Hintonburg-Mechanicsville, welches schon einiges zu bieten hat. Zum Beispiel so ziemlich den besten Donutladen: Suzy Q. Wirklich genau um die Ecke, ob das jetzt was Gutes oder Schlechtes ist, naja ;) Die Straße (Wellington/Somerset Street) kann man ganz entspannt vor und zurücklaufen und bekommt so viele Inspirationen was man die kommenden drei Wochen essen möchte. Pubs, vegane Restaurants, (Frühstücks)-Diner, Pizzarestaurants, verschiedene originelle Cafés, und so weiter und so fort. Ihr versteht mich. Also wenig Restaurantketten, sondern eher kleine Originale. I love it. Außerdem ist genau um die Ecke eine Bushaltestelle, die relativ verlässlich und regelmäßig angefahren wird und euch unter anderem nach Little Italy bringt.
Kurze allgemeine Zwischeninformation - bzw. zwei: Die öffentlichen Verkehrsmittel in Ottawa bestehen aus Bussen und zwei - momentan einer - sogenannten O-Train-Linien. Bei den Bussen gibt es auch wieder Unterscheidungen, manche fahren alle 15min, manche sind „local“ und fahren nicht so häufig (bzw. nicht so verlässlich…). Die sind farblich unterteilt. An jeder größeren Bushaltestelle gibt es aber einen Fahrplan und dort kann man in der Legende alles nachlesen. Der O-Train fährt nur ca. fünf-sechs Stationen an - glücklicherweise aber die Carleton University - und wird deshalb noch nicht so genutzt von den Einheimischen. Außerdem fährt dieser Zug in Zeitlupe.
Zusammengefasst: Man kommt schon irgendwie von A nach B, nicht immer wenn man möchte oder es plant, aber es funktioniert schon (meistens). Aber ich bin auch schon sehr viel zu Fuß gegangen muss ich gestehen.
Universität & Kurswahl
I-Start Orientation Day & das Welcome Event
Der I-Start Orientation Day ist mandatory für alle internationalen Studenten. Es ist schon recht informativ, aber größtenteils für diejenigen ausgelegt, die hier ihre komplette Zeit studieren wollen und nicht nur ein Semester. Es stellen sich auch gleich mehrere Vertreter der Uni vor, unter anderem auch eine internationale Studentin, eine Person der Security und noch aus einigen anderen Bereichen. Mit der Campus Card kann man am Campus zahlen und noch ganz viele andere tolle Sachen machen, die ich noch nicht rausgefunden habe. Mit dem U-Pass kann man sozusagen „kostenlos“ Bus fahren. Die Gebühr hat man mit den Studiengebühren schon gezahlt. An dem Tag hab ich auch endlich das Campuseigene Fitnessstudio gefunden. Welches man mit der Campus Card ebenfalls „kostenlos“ nutzen kann. Zu dem noch den Swimmingpool und das Squash Centre. Will man noch - so wie ich - die angebotenen Kurse der Uni nutzen, muss man extra zahlen. Da gibt es aber ein super Angebot, wenn man sich für die Orientationweek anmeldet! Weiter zum Welcome Event. Es waren draußen am Fluss - sehr schöne Kulisse - mehrere Stände von verschiedenen Bereichen der Uni aufgestellt. Dort konnte man hingehen und sowohl Infos, als auch Goodies abstauben. Hehe. Zum Beispiel das Administrative Office, Health, Footpatrol, Co-op Work, die Ravens - die hauseigenen Sportteams - und so weiter waren vor Ort. Außerdem gab’s einen Stand mit Popcorn, Zuckerwatte und Eis. Hat sich schon allein deswegen gelohnt zu kommen.
Unialltag
Ich habe nur drei Kurse gewählt für das Semester hier, theoretisch kann man sich bis zu fünf antun. Denn - ist zumindest bei mir so - für jeden gibt es ein kleines wöchentliches Assignment und dazu noch drei bis vier größere Assignments über das Semester verteilt. Allerdings muss ich gestehen, dass ich weder schriftliche Midterms noch Finals habe! Ein Hoch auf die Medien-Studiengänge ;) Hinzu kommt noch, dass man für jeden einzelnen Kurs extra zahlen muss. Also es ist nicht einfach ein Festbetrag an Studiengebühren für das Semester, sondern das variiert eben je nachdem wie viele Kurse man wählt. Je mehr desto teurer.
Meine ganzen Kurse sind alles Zweit-Jahr Kurse, da ist das Niveau noch nicht allzu hoch. Also ich langweile mich nicht, definitiv nicht. Aber es ist jetzt auch nicht so, als hätte ich große Angst nicht zu bestehen (*toi toi toi*). Das Gute bei mir ist, dass ich dadurch immer mit den gleichen Studenten zusammen bin. So ist es etwas einfacher Freunde zu finden. Ich hab Writing for Media, Introductory Data Storytelling und Basics of Visual Communication belegt. Am besten gefallen mir die letzten Zwei. Das sind die eher Kreativeren und Praktischeren.
Unileben
Allgemeine Infos: Um die 25.000 Studenten und 3.500 Professoren etc. laufen auf dem Campus durch die Gegend - laut Google. Carleton ist eine richtige Campus-Uni, so wie man sie sich vorstellt. Alle Gebäude auf einem grooooßen Fleck, mit Innenhöfen, wirren Gehwegen und natürlich den Tunneln. An zwei Seiten ist der Campus vom Rideau River und dem Rideau Canal eingerahmt, was das Campus-Feeling noch mehr unterstützt. Der Athletics-Complex ist durch die S-Bahn Strecke abgetrennt und somit noch am weitesten vom Rest weg, aber trotzdem noch am Campus. Neben der S-Bahn kommen noch 4 Busse glaube ich auf den Campus, also ist schon sehr gut angeschlossen an den öffentlichen Nahverkehr.
Was gibt’s noch zum Unterricht zu sagen? Ich habe auch drei mal die gleiche Dozentin, deswegen ist der Style immer recht ähnlich, bzw. genau der Gleiche ;) Wir haben in jedem Fach wöchentliche kleine Abgaben an festen Tagen in der Woche - recht nervig und vor allem jetzt auch stressig, weil die „richtigen“ Assignments mehr werden. Fühlt sich in der Tat wieder an wie Schule. Alle sagen auch „school“, also hat schon seinen Sinn ;)
Nach bzw. vor der Uni geh ich meistens noch ins Uni eigene Gym oder besuche einen der Kurse. Meine zwei Lieblingskurse sind Kickboxing Fundamentales und Vinyasa/Hatha Yoga. Das Gym ist ja umsonst sozusagen und die Kurse habe ich mit dem CUFit Pass abgedeckt.
Long Story short: Ich bin mit meiner Carleton University auf jeden Fall mehr als zufrieden! Auch meine Kurse waren eigentlich eine gute Wahl.
Wohnen in Ottawa
Ich hatte mich, ich glaube es war Mitte März beim Studentenwohnheim an der Uni beworben. Ich habe mich auf der Warteliste bis auf Platz eins hochgearbeitet, aber weiter ging’s dann nicht. Also hieß es privat im Internet nach Wohnungen suchen…
Seiten, die ich empfehlen kann: „places4students.com" und „kijiji.ca".
Was die Wohnungssuche halt schwierig macht ist zum Einen, dass man Student ist und nicht so viel monatlich ausgeben kann; man gerne nahe an der Uni wohnen möchte, da man ja kein Auto hat; nur ein Semester in Kanada ist und ganz einfach, weil zu dieser Zeit gefühlt ganz Ottawa nach einer Wohnung sucht. Das hat mich einige Nerven gekostet. Unzählige Leute angeschrieben, viele antworten gar nicht oder wollen mindestens acht Monate vermieten oder haben das Zimmer schon vergeben oder oder oder.
Long Story short: Ich hab mit meiner Begleitung ein Airbnb gebucht für die gesamte Zeit. Nein, das ist nicht günstig. Aber besser als gar nichts. Zudem liegt es ziemlich zentral und ich bin einfach froh, dass dieser Stress jetzt rum ist. Bewerbt euch einfach sobald ihr euch sicher seid, ihr wollt an die Carleton. Keine Zeit verschwenden!
Umgebung
Googelt man Ottawa nur mal schnell liest man sofort Little Italy, Chinatown und Parliament Hill. Little Italy ist nur eine kurze Busfahrt von meinem ersten Airbnb entfernt - oder ein kleinerer Spaziergang. Ursprünglich haben sich hier wohl wirklich nur Italiener angesiedelt, aber mittlerweile ist es einfach ein charmantes Viertel mit vielen, größtenteils italienischen Restaurants. Abends ist es schön beleuchtet und bietet ein ganz kleines europäischen Flair. Hier kann man mal etwas schicker essen gehen oder ein leckeres Gelato genießen. Auch unterm Tag eine nette Straße zum durchspazieren. Chinatown hab ich mir natürlich auch angeschaut. Asiatische Restaurants und Supermärkte. Finde ausländische Supermärkte immer total interessant.
Die meisten Bilder von Ottawa, die man im Internet findet zeigen Parliament Hill. Der befindet sich mitten in der Stadt vor dem Ottawa River - der übrigens Ontario und Quebec voneinander trennt - und ist wirklich schön anzuschauen. Die Gebäude sehen aus wie ganz viele Schlösschen. Allgemein zieht sich der britische Einfluss durch die gesamte Innenstadt. Immer wieder sieht man „alte“ Gebäude, die sich sehr schön von den neuen Glasbunkern absetzen. Eine schöne kleine „Fußgängerzone“ ist die Spark und Bank Street. Hier findet man wieder ein paar Restaurants und Geschäfte.
Freizeit & Ausflüge
White Water Rafting (WWR)
Also das WWR wurde vom PCOCC organisiert ;) vom Parks Canada Outdoors Club of Carleton. Ziemlich langer Name. Der Spaß hat schlappe 180$ gekostet. Da musste ich auch erst mal schlucken, aber es war auch wirklich alles dabei. Busfahrt, drei Mahlzeiten, Camping-Equipment und das Rafting natürlich.
Im Camp angekommen, wurden die ganzen Zelte etc. verteilt und wir haben uns daran gemacht unseres aufzubauen. Das Camp an sich war aber sehr schnuckelig. Es gab ein mehrstöckiges, offenes Holzhaus, mit einer Bar, mehrere Sofas, Kicker- und Ping Pong Tisch und ganz wichtig: richtigen WCs! Davor war eine sehr großzügige Feuerstelle inklusive Lagerfeuer. Da haben wir uns dann erst mal S’mores gebraten. Es folgte ein entspannter Abend mit Beerpong und noch mehr S’mores.
Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen! Nach einem üppigen Frühstück: Breakfast Burritos - hier habe ich eine Runde ausgesetzt - wurden die Schwimmwesten und Helme verteilt. Vor Ort wurden wir dann in Gruppen aufgeteilt. Ich war in einem 7er Boot. Wir bekamen ein Paddel in die Hand und dann ging’s auch schon ins Wasser. Wortwörtlich. Hat er uns einfach ins Wasser geschmissen um zu sehen „wie wir aufs Wasser reagieren“… es war kalt. Das erste Rapid (= Stromschnelle) war mehr eine Welle auf der man surfen konnte, oder auch nicht. Hier war einiges los. Wir fuhren auf die Welle zu, in die Welle rein und - alles war gut. Ich war total erleichtert und guter Dinge.
Dann war auch schon Lunch.
Nach ein paar weiteren Rapids waren wir ziemlich am Ende, sowohl was die Strecke angeht, als auch unsere körperliche Verfassung. Ist recht anstrengend muss ich gestehen! Im ruhigen Gewässer konnten wir dann nochmal so ins Wasser springen und einfach entspannen bevor es zurück zum Camp ging. Dort wurde schon fleißig gegrillt. Es gab sowohl vegetarische als auch vegane Alternativen, was mich echt positiv überrascht hat! Also habe ich mir zwei vegetarische Burger gemacht. Danach, und nach dem Zeltabbau sind wir dann relativ bald wieder nach Hause aufgebrochen. Die Rückfahrt war ziemlich ruhig, da alle müde waren ;)
Panda Game
Das Event des Jahres! Zumindest was die University Generation angeht. Hier spielen die Ravens gegen die Gee Gees (das Football-Team der anderen Universität in Ottawa: der OttawaU oder uOttawa, wie man’s nimmt). Hier herrscht wirklich eine große Rivalität zwischen den beiden Unis. Alle identifizieren sich als Student von der oder der Uni und zeigen das auch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder einzelne mindestens ein Shirt oder einen Pulli von seiner Uni besitzt - mich eingeschlossen. Und am Panda Day ganz besonders. Die ganze Stadt war voller Studenten, entsprechend gekleidet. Ich wohne leider eher im Gebiet der uOttawa, deswegen haben die Gee Gees im Bus zum Spiel definitiv dominiert. Hier wird auch vor, während und nach dem Spiel getrunken - unter anderem. Auch wir haben etwas vorgeglüht vor dem Spiel. Da das Spiel schon um 12:00 mittags angefangen hat, musste man mit dem Trinken schon relativ früh beginnen ;) Auch hab ich bald rausgefunden, dass das Spiel an sich eher zweitrangig ist. Die Frage, „Auf welche After Party gehst du?“ ist wichtiger als das Ergebnis.
Übrigens, wir haben leider verloren. Ziemlich hoch sogar…
Aber wie gesagt, alles zweitrangig. Nach dem Spiel wurde weitergetrunken bis es Abends in die Stadt ging. Wir sind zum Byward Market und der war wirklich sehr gut besucht! So gut, dass man sogar anstehen musste um in einen Club oder eine Bar zu kommen. Bzw. kam man in manche gar nicht mehr rein, weil wegen Überfüllung geschlossen.
Fazit
Ich bin froh, dass ich das Auslandssemester angetreten habe und ich bin auch mit meiner Städte- und Uniwahl zufrieden. Ottawa und „Umgebung“ ist super schön anzuschauen was die Architektur angeht. Der Sommer war wunderschön hier, denn obwohl es so kalt wird im Winter, wird es im Sommer mindestens so heiß wie bei uns daheim. Der Herbst bzw. der Indian Summer ist fast die schönste Jahreszeit hier. Alle lieben den Herbst hier, weil er einfach kaum verregnet ist, sondern angenehm und bunt und einfach wunderschön. Ich habe noch keinen so schönen Herbst erlebt wie hier! Nun ja, dann bleibt noch der Winter, der laut Kanadier hier erst so richtig im Januar beginnt. Hier ist Winter von ca. November bis Ende April.
Ja, also sehr schöne Erfahrung. Vor allem auch, wieder neue Freunde an einem anderen Ende der Welt kennengelernt zu haben :) Es ist wirklich eine Erfahrung, die ich jedem nur ans Herz legen kann. Man wächst über sich selber hinaus, entdeckt neue Seiten an sich, die man noch gar nicht kannte und hat einfach eine geile Zeit hier drüben.
Hiermit verabschiede ich mich und hoffe, ich konnte euch einen Einblick in meine Zeit hier geben und Kanada für euch schmackhaft machen! Es ist wirklich ein wunderschönes und freundliches Land, das ALLES zu bieten hat. Meiner Meinung nach, nach wie vor das schönste Land auf seine Art und Weise, das ich bis jetzt bereist habe. Viel Spaß bei eurem Auslandssemester!