Erfahrungsbericht: Viktoria
„Ich kann ohne Zögern sagen, dass dieses Semester das Beste meiner ganzen Studienzeit war!“
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University of Victoria
Universität
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Kanada
Land
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Auslandssemester im Bachelor
Programm
Vorbereitung & Finanzierung
Seit Beginn meines Studiums weiß ich, dass ich ein Auslandssemester mache, da es obligatorisch ist für meinen Studiengang und seit ca. Weihnachten 2014 weiß ich auch wo.
Wenn die Entscheidung einmal getroffen ist, geht es ans organisieren und liebe Leute... unterschätzt das nicht! Bafög Anträge, Bewerbung im Ausland, Formalien an der Heimat Uni und und und. Also fangt früh genug an, mindestens ein halbes Jahr vorher, besser noch ihr wisst schon davor wohin es gehen soll. Dann geht auch alles mehr oder weniger ungestresst vonstatten.
Ankunft in Victoria
In Victoria angekommen musste ich dann mit 2 großen 23 Kilo Koffern plus Handgepäck erst einmal die richtige Bushaltestelle zur UVic suchen. Gar nicht mal so leicht… Aber die Kanadier werden ihrem Vorurteil die freundlichste Nation zu sein mehr als gerecht! Direkt der erste Busfahrer lässt mich umsonst mitfahren und setzt mich an der richtigen Haltestelle ab. An der Uni angekommen lerne ich direkt einen super freundlichen Studenten kennen, der mich zu dem Gebäude begleitet in dem ich meine Wohnungsschlüssel bekommen soll und hilft mir mit dem Gepäck. Auch dort nur freundliche Leute und 24 Stunden Service und wenn irgendwelche Fragen und Sorgen aufkommen kann ich immer vorbeikommen. Vielen Dank ihr lieben Kanadier! Wenn man also nicht scheu ist Leute um Hilfe zu fragen, wird man in Kanada nie ein Problem haben.
Im neuen Heim angekommen lerne ich die erste von drei neuen Mitbewohnerinnen kennen. Alle drei super lieb und auch Study Abroad Studentinnen aus der Schweiz und Frankreich. Wenn ihr an die UVic möchtet und euch fragt wo es am besten wäre zu wohnen rate ich euch definitiv: Cluster Homes! Wir haben zu viert ein eigenes Häuschen mit 2 Bädern und möblierten Einzelzimmern, Küche und Wohnzimmer auf insgesamt 2 Etagen in einer Studentennachbarschaft direkt auf dem Campus. Besser geht’s nicht! Jetzt sind auch endlich seit ein paar Tagen die Kanadier eingezogen und die ersten Partys wurden gefeiert.
Um sich häuslich zu machen kann man am besten zu Walmart fahren, einmal hin und wirklich alles was man eventuell benötigen könnte drin! Ich konnte mich also ganz nett einrichten, denn Kissen, Bettdecke, Handtücher und auch Küchenutensilien sind nicht vorhanden. Man bekommt quasi ein möbliertes aber ansonsten leeres Haus. Mit den Mitbewohnern zusammen kann man aber gut alles untereinander aufteilen und außerdem gibt es an der UVic einen Laden in dem man Teller, Gläser und eigentlich alles mögliche was andere Studenten nicht mehr brauchen umsonst bekommen kann.
Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden und glücklich mit meiner Unterkunft, da es nach Downtown auch nur 20 Minuten mit dem Bus sind und man direkt auf dem Campus mit 2000 anderen Studenten lebt. Es wird also immer etwas los sein!
Auch die ersten Orientierungstage für die Business Austauschschüler haben schon stattgefunden und ich habe viele interessante Leute aus den unterschiedlichsten Ländern kennengelernt. Ich freue mich schon alle näher kennen zu lernen.
Ab Mittwoch geht dann die Uni los und es ist vorbei mit jeden Tag wandern, Wale gucken, in die Stadt fahren und einfach die Schönheit der Natur zu genießen. Aber bei meinem glücklich gefallenen Stundenplan von Montagmittag bis Mittwochabend wird der Spaß nicht zu kurz kommen!
Universität & Kurse
Gewohnt bin ich dass am Ende des Semesters eine Prüfung ansteht, die den Großteil wenn nicht alles der Note ausmacht und in ein paar Kursen eventuell eine Gruppenarbeit oder Präsentation noch mit in die Note zählt. So läuft der Hase aber nicht in Kanada! In jedem Kurs bin ich in einer Gruppe, überall gibt es Einzel und Gruppen Hausaufgaben, Präsentationen vorzubereiten und zu allem Überfluss auch noch Midterms. Das ist an sich teilweise anspruchsvoll aber gut machbar, dafür sehr zeitaufwendig und andere Sachen kommen leider etwas kürzer, so wie Schlaf. Allgemein ist es natürlich sinnvoll dass die Note nicht nur von einer Prüfung abhängt, das senkt den Druck und man hat mehr Chancen aber man muss durch die Woche auch mehr Zeit investieren. Ich verbringe also viel Zeit in der Bibliothek so wie mir scheint alle Studenten hier oder einfach zuhause, wo ich mit meinen Mitbewohnerinnen meist zusammen im Wohnzimmer lerne.
Trotz des hohen Aufwands machen die Kurse aber Spaß, die Professoren sind da ein großer Faktor. Alle meine Professoren sind hoch engagiert und legen großen Wert auf Mitarbeit während der Vorlesung. Manche sind dazu noch witzig und super nett, das macht die Sache natürlich um einiges angenehmer. Im Großen und Ganzen gefallen mir meine Kurse Strategic Management und International Environment of Business vom Prof her am besten und thematisch gesehen Corporate Relations and Responsibilities. Der Organizational Behaviour Kurs ist nicht mein Favorit, obwohl die Thematik nicht uninteressant ist. Das lass ich jetzt mal so stehen.
Vor den Midterms muss man keine Angst haben, das sind weitestgehend 20-40 Multiple Choice Fragen, die Antwort steht also schon da und ein bis zwei Kurzantwort Fragen. Wenn man sich einigermaßen vorbereitet hat kann man die more or less erfolgreich mitschreiben.
Bei den Gruppenarbeiten bin ich noch gespannt. In Strategic Management werden wir ein simuliertes Unternehmen führen und Entscheidungen treffen müssen und gegen die anderen Gruppen im Kurs arbeiten. Da steht glaube ich eine Menge Arbeit an aber das ist natürlich auch eine interessante Sache und mal etwas anderes als nur zuhören.
Wohnen in Victoria
Island Life
Ich kann hier nur noch einmal bekräftigen: Bewerbt euch für die Cluster! Die Freunde sind so direkt in der Nachbarschaft, im besten Fall sogar mit im Haus und zur Vorlesung könnt ihr euch 15 Minuten vor Beginn gemütlich auf den Weg machen. Ein Wald zum Laufen ist direkt vor der Haustür und der Strand im Cadboro Bay auch super nah dran (zurück zum Campus geht es leider steil bergauf, aber hey das trainiert).
Um mich auch mit Kanadiern anzufreunden, sowie Vancouver Island besser kennen zu lernen bin ich dem Outdoor Club beigetreten und habe am Samstag meine erste Rockclimbing Session absolviert und I’m hooked! Es ist nicht einfach an so einem nackten Felsen hochzukletter, aber dafür umso toller wenn man es bis ganz oben schafft. Dazu kommen noch nette Leute mit ähnlichen Interessen und gratis Pizza. Besser geht es wohl kaum!
Freizeitgestaltung an der UVic
Generell hat man ja schon einiges an Freizeit und wenn man nicht gerade mit Gruppenarbeiten, lernen oder Hausaufgaben beschäftigt ist, gibt es vieles was man machen könnte! An der UVic gibt es unzählige Clubs denen man für kleines Geld beitreten kann. Ich bin zum Beispiel im Outdoor Club, das hat mich 15$ gekostet und für jeden Trip dann noch mal ein bisschen für Sprit aber ansonsten ist das ein günstiger Weg vor allem Vancouver Island zu erkunden. Man kann mit dem Club hiken oder campen gehen, rockclimben und viele andere Dinge unternehmen. Es gibt wirklich Clubs für jedermann: Segel Club, Kayak Club, Pokémon Club, Quidditch, Future Business Women allerhand religiöse oder auch kulturelle Vereinigungen um mal nur ein paar zu nennen. Wer sich interessiert geht Anfang des Semesters einfach zu den Club Days und schaut was zeitlich, preislich und dem Interesse entsprechend am besten passt.
Durch die Woche bleibt nicht allzu viel Zeit großartig etwas zu unternehmen. Aber auf dem Campus gibt es ein paar süße Cafés oder Dining Halls in denen man sich mit Freunden auf einen Kaffee oder zum Lunch treffen kann um zwischen den Vorlesungen zu entspannen. Die Uni ist sportlich sehr aktiv und man kann immer mal wieder zu Fußball, Basketball oder Rugby Spielen der Vikes gehen und zum Spirit Animal in gelb und blau werden.
Wenn man auf dem Campus wohnt ist eigentlich immer etwas los. Man trifft sich mit seinen Nachbarn zum Filme gucken oder quatschen oder im Campus Pub „Felicita’s“. Donnerstags ist dort am meisten los, denn dann ist Karaoke Night und für die meisten Austauschstudenten auch Wochenende. Am Wochenende kann man viele kleine Ausflüge in die Umgebung unternehmen. Die Butchart Gardens, der Goldstream Park, Salt Spring Island, Sooke oder Mount Douglas, Mount Washington oder Mount Arrowsmith bietet sich alles für einen Tagesausflug an und manche Ziele können sogar mit dem Bus angefahren werden. Cadboro Bay ist sogar direkt vor der Haustür und nur 10 Minuten zu Fuß entfernt. Ein Auto für einen Tag zu mieten kostet aber auch nicht zu viel wenn man sich die Kosten teilt. Also immer Auto voll machen und mit 5 oder 7 Leuten unterwegs sein. In Victoria selber sollte man sich die Fisherman’s Wharf und das Whale Watching auf keinen Fall entgehen lassen. Außerdem macht es Spaß durch die Straßen zu schlendern und die kleinen Shops zu erkunden. Bevor man sagen kann man hatte eine richtig kanadische experience muss man jedoch ein Hockey Spiel gesehen haben. Nationalsport Nummer 1 und auch auf der Playstation (?) populärer als FIFA. Die Victoria Royals sind ganz gut und Tickets bekommt man relativ günstig als Student. Größere Spiele der NHL kann man bei den Vancouver Canucks besuchen. Nicht selten endet so ein Spiel in einer großen Prügelei unter den Spielern und viel Amüsement bei den Zuschauern.
Abends kann man dann immer gut in Downtown Victoria ausgehen. Unzählige Restaurants bieten sich fürs Dinner an, mir haben zum Beispiel the Flying Otter und das Cactus Club Cafe sehr gut gefallen. Aber auch die Fischbuden in der Fisherman’s Wharf oder das Tacofino Bistro sind nicht zu verachten. Es gibt viele nette Bars wie das Sticky Wicket, Darcy’s oder the Canoe und auch ein paar Clubs zum Beispiel Distrikt oder Upstairs. Dort sind immer viele Studenten unterwegs und unsere international Business Community trifft sich da eigentlich regelmäßig ob gewollt oder ungewollt. So groß ist die Stadt denn nun auch wieder nicht. Brunchen geht man ausgezeichnet im berühmten Blue Fox oder Jam Café. Langweilig wird es also nie und verhungern muss man in Victoria auch nicht. Besonders Fischgerichte sind hier sehr zu empfehlen.
Ausflüge
Viele Austauschstudenten, mich eingeschlossen sind aber an vielen Wochenenden unterwegs um Kanada oder auch die USA zu erkunden. Vancouver ist ein guter Wochenendtrip, genauso wie Seattle oder Tofino.
Wenn man etwas länger Zeit hat sollte man die Rockies definitiv nicht missen! Thanksgiving und die Reading Break bieten sich gut für längere Ausflüge an und viele Austauschstudenten fahren wie ich in die Rockies, nach Kalifornien, Mexico oder nutzen die „Nähe“ zu Hawaii und fliehen ins Insel Paradies für eine Woche. Von Kanada oder Seattle aus ist das nur ein Flug von 6 Stunden, quasi nah wie nie.
Wie ihr merkt kosten die meisten Dinge Geld, mal mehr mal weniger, aber wie mein VWL Professor so schön sagt „There is no such thing as a free lunch“. Deswegen leg ich euch Reisewütigen noch einmal ans Herz vorher zu sparen und euch für Stipendien zu bewerben damit ihr auch alles mitnehmen könnt, was ihr machen möchtet. So viel Zeit in einem anderen Land mit so viel Freizeit noch dabei bekommt man wohl nicht mehr nach dem Studium.
Las Vegas
Meine Reading Break habe ich in Las Vegas verbracht und mich mit 3 Freundinnen aus Deutschland getroffen um den 21. Geburtstag von unserer lieben Teresa zu feiern. Wo kann man das schon besser als in Las Vegas? Richtig nirgends. Wir haben also ein tolles Wochenende in Sin City verbracht uns alle Hotels und Casinos angeschaut und auch ausführlich die Clubszene inspiziert. Fazit: Kann man mit arbeiten, auch wenn von uns keiner das große Glück beim Spielen hatte. Und wenn man schon mal in Vegas ist, kann man den Grand Canyon auch direkt mitnehmen habe ich mir gedacht und einen Tagesausflug mit einem Tourbus gemacht. Ich war sehr beeindruckt von diesem gewaltigen Canyon und der ganzen Entstehungsgeschichte. Es lag sogar schon ein bisschen Schnee und mir wurde die Illusion vom ewig heißen Arizona genommen. Den beiden Kolumbianerinnen in meinem Bus ohne Jacke bestimmt auch.
Die Rockies
Über das kanadische Thanksgiving bin ich in die Rockies gefahren mit 6 Freunden. Insgesamt waren ungefähr 5 Autos mit international Business Studenten vollgepackt in den Rockies unterwegs an dem Wochenende und wir haben die Berge aufgemischt. Wenn ihr nach Kanada kommt, sollten die Rockies GANZ OBEN auf der Buckelist stehen. Ich habe noch nie so tolle Landschaften und vor allem so türkises Wasser gesehen! Wir haben mit Altersgenossen aus aller Welt am Lagerfeuer gesessen und den ganzen Abend gequatscht. Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Lake Louise. Auf dem Weg dorthin ist allerhand zu sehen! Am besten haben mir die Athabasca Falls gefallen und wären wir etwas früher dran gewesen hätten wir sogar noch eine Gletschertour machen können. Ansonsten gibt es überall süße Bergseen mit kleinen Inseln drauf und gigantische Berge und Felsen.
Nach einer kurzen Nacht in Lake Louise sind wir mit der Gondel auf einen Berg und standen zum ersten Mal diesen Winter im Schnee! Unser Ziel war es einen Bären zu sichten, leider ohne Erfolg. Dafür war der Ausblick umso schöner. Dann ging es weiter zum eigentlichen Lake Louise und der ist einfach traumhaft! Türkises Wasser eingebettet zwischen beschneiten Felskolossen. Dort konnte man einen kleinen Pfad raufwandern um die ganze Geschichte von oben zu betrachten und das war ein atemberaubender Anblick! Von da aus sind wir zu einem meiner Meinung nach noch schönerem See gefahren: Moraine Lake, der ist ein bisschen kleiner und hat genau so tolles Wasser. (übrigens echt kalt, wir haben die Badepläne relativ schnell aufgegeben)
Unsere letzte Etappe war Banff, eine super coole Stadt! Dort haben wir dann auch gleich 2 der anderen Austauschstudenten Autos getroffen und abends zusammen die Stadt unsicher gemacht. Der nächste Tag war dann Abreisetag, einige kurze Stops am größten See in den kanadischen Rockies, Lake Minewanka, und den Takakkaw Falls haben wir noch gemacht, aber dann hieß es bis 7 Uhr morgens in Vancouver zu sein um die erste Fähre zu bekommen, schließlich gibt es ja auch noch die Realität in der man dienstags zur Uni muss. Nach 2400 km hat uns die Bergwelt wieder entlassen und wir sind glücklich, müde und vor allem sehr beeindruckt wieder in Victoria angekommen und der Unialltag mit 2 Midterms hatte uns wieder.
Fazit
Closing Time...
Jetzt bin ich schon seit einer Woche wieder zu Hause und es wird Zeit zu reflektieren. Ich kann ohne Zögern sagen, dass dieses Semester das Beste meiner ganzen Studienzeit war und jeder die Chance haben sollte, so etwas Tolles zu erleben. Ich habe viel über mich selber gelernt in der Zeit, unglaublich interessante und viele Leute kennengelernt und betrachte die Welt mit anderen und offeneren Augen sowie aus verschiedenen Perspektiven. Die UVic hat mir viel gegeben, nicht nur studientechnisch sondern auch persönlich und dafür bin ich sehr dankbar.
Mein Fazit fällt also, unschwer zu erkennen, sehr positiv aus. Ich kann mich über Nichts beschweren, außer, dass die Zeit zu kurz war.
Danke UVic für ein unvergessliches Semester und Danke IEC für den unkomplizierten Bewerbungsprozess, die tausend Fragen, die ich stellen konnte und die Möglichkeit hier meine Erfahrungen zu teilen.
Traut euch raus in die Welt, ihr lernt viel über euch selber, erweitert den eignen Horizont und sammelt Erafhrungen und Kompetenzen, die in unserer globalisierten Welt bestimmt mal wichtig sind ;) Außerdem kann man sein Englisch natürlich ein gutes Stück verbessern und es macht einfach Spaß!
Mit diesen Worten verabschiede ich mich! :)